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Liebeslyrik​

​und andere Gedichte

(c) Durga Lal

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Ich bin ein Licht im Dunkel.

Das Dunkel ist der Geliebte.

Ich durchwandere ihn.

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​Das Ei

​

Am Anfang, war das, was manche ein „Ei“ nennen,

andere sagen dazu „das Wort“,

andere nennen es den „Klang“ –

es war nichts von alledem

und barg doch dies und noch vielmehr in sich.

 

Davon erzählen können nur,

die heraussprangen, als „es“ sich öffnete.

Davon erzählen können nur,

die geboren wurden, als „es“ barst, klang, tönte,

sich zum ersten mal regte.

Aber – da hatte „es“ schon nicht mehr seine ursprüngliche Form

oder auch schon gar keine mehr.

 

Um die Wahrheit zu sagen:

„es“ hatte niemals eine gehabt.

 

Vor jedem Sein war das Nichts.

Vor der Vielfalt war die Leere.

Vor der Form war Formlosigkeit.

 

Denn das Nichts birgt das Sein,

und gebiert es zu seiner Stunde.

Und die Leere hütet Vielfalt,

die, die jemals war, ist und sein wird –

und entlässt sie nach ihrem Ermessen.

Und die Formlosigkeit umgibt eine jedwede Form

in mütterlicher Fürsorge,

damit ja nichts zu Schaden komme.

 

Ist es der Schlaf,

der den Traum entlässt,

damit dieser spielen und toben kann, wie er möchte?

Ist es das Wachen,

das den spielenden Traum nach Hause ruft,

damit auch er einmal ausruhen kann?

 

Wer wacht?

Wer schläft?

Wer spielt?

 

Schlief die Formlosigkeit und träumte sie Form?

Erwachte die Leere – und was wurde sie dann?

Konnte Nichts wirklich Alles sein?

 

Ist es vergangen, oder geschieht es in einem fort?

 

​

Bergung und Hut, wohin ich auch sehe,

Fürsorge, Freigabe, leiseste Lenkung -

und Spiel der übermütigsten Art,

wertfrei und vollkommen unterscheidungslos

zwischen allem was später einmal

„gut“ wurde und „böse“ und alles dazwischen;

so, wie ein Kind mit Schlamm spielt

und frei sich Hyänen nähert,

jauchzend vor Liebe und Glück -

und diese es aufziehen werden wie eines der ihren.

Wo Liebe noch unterschiedslos ist,

erkennt eines das andere,

ist anderer Schutz nicht nötig.

So begann es vor langer Zeit,

als Zeit noch nicht war.

So beginnt es auch heute,

weil es nur Uranfang gibt, immer:

den Einen, den Einzigen,

den aus dem Ei, dem Wort, dem Klang,

bei jedem Beginn.

 

Was immer es war,

das Unbenennbare,

worin die Vielfalt geborgen war

wie im mütterlichen Leib

und genährt,

und im Nichtwissen von sich selber

Eins mit dem Unnennbaren -

„es“ gab frei, vielleicht einmal,

vielleicht mehrfach,

vielleicht immer,

und immer wieder.

 

Oder schläft es und träumt, es gäbe frei?

 

Die Einheit mit dem Unnennbaren,

dem Ei, dem Klang, dem Wort, dem Ersten, dem Uranfang,

worin die Vielfalt, die Form nichts weiss von sich selber,

ebensowenig wie der Gedanke, der Wunsch,

die Sehnsucht, der Witz oder das Spiel,

löste sich

und Vereinzelung tat sich hervor mit einem Mal,

wie ein Schwall nach kosmischem Maßstab.

Nach unserem Ermessen dauerte es unendliche Zeiten

und hält immer noch an.

 

​Wir sind Teile der Vielfalt,

leben im Spiel und nehmen es überaus ernst.

Wir leben in Wünschen, Sehnsüchten, materiellen Begehrnissen

(die wir oft genug „Notwendigkeiten“ nennen),

Gedanken, Gefühlen, Verwirrungen

(die uns zu einer Zeit durcheinander bringen

– und zu anderen Zeiten wieder

als vollkommene Klarheit erscheinen),

Liebesgefühlen, Zornaufwallungen,

gierigen Gelüsten ebenso, wie zartestem Ahnen.

Und das alles ist uns Realität.

Denn wir sind in alledem, sind Teil von alledem.

 

Etwas schläft tief in der Seele und erwacht nur selten.

In wem es erwacht, dem wird all dies fremd,

er selber wird ein Fremder inmitten seiner Heimat,

versteht die Worte nicht mehr,

die Bräuche, den Humor nicht, schon gar nicht Moral.

Denn erwacht ist er wieder

Eins mit dem Unnennbaren,

dem Ei, dem Wort, dem Klang, dem Uranfang,

dem ohne Anfang und ohne Ende,

und kennt er selber nicht mehr Anfang und Ende.

Das ist eine andere Realität, eine andere Wahrheit.

 

Eine Wahrheit umfasst, eine Wahrheit geht ein in diese;

Eine Wahrheit kennt Leben nicht und nicht den Tod,

eine Wahrheit kennt beides, und das schmerzlich;

Eine Wahrheit ruht in sich, nichtwissend, ewigseiend,

eine Wahrheit verändert Leben,

Welten ruhelos bis ins letzte Detail;

Eine Wahrheit trägt in sich den Keim aller Töne,

eine Wahrheit singt seine Lieder,

und schreit und brüllt;

Eine Wahrheit trägt in sich die Kraft der Stille,

eine Wahrheit redet und plappert und erzählt ohne Ende.

 

Welche der beiden ist nun wahrer?

Die Ewige, die Todgeweihte?

Die Seiende, die Handelnde?

Die des schöpferischen Klangs

oder die des Geschreis?

Die der hörbaren Stille

oder die der oberflächlichen Rede?

 

Wo die Todgeweihte vergeht

bleibt die Ewige.

Wo die Handelnde sich erschöpft,

ruht in sich die Seiende.

Wo das Geschrei verstummt,

bleibt der erste Klang,

und was er gebar.

Wenn das Geplapper verebbt,

wird Stille beredt.

 

Beides ist wahr, jedes auf seine Weise -

aber eines ist wahrer:

Das, welches war,

bevor mein Denken begann,

und das bleiben wird,

wenn mein Denken sich zur Ruhe legt

ist wahrer;

 

Das Ei, der Klang, das Wort, der Uranfang, das Sein,

das immer noch dauert, nach meinem Erleben,

das längst schon geschah,

nach kosmischem Maßstab.

 

Wir fürchten den Tod und nennen ihn Untergang

und haben ein Grauen davor,

und wissen nicht, dass es ihn doch gar nicht gibt!

Heimgang, das gibt es.

Wandlung, das gibt es.

Jedoch – Tod?

 

Ist es Tod,

wenn das Sein wieder heimgeht,

wo es herkam:

ins Nichts?

​

Ist es Tod,

wenn die Vielfalt zurückkehrt

in den mütterlichen Schoss,

aus dem sie doch kam,

um wieder zu ruhen?

​

Ist es Tod,

wenn die Form sich wieder löst

und formlos wird?

 

​Vor jedem Sein ist das Nichts.

Vor der Vielfalt ist die Leere.

Vor der Form ist Formlosigkeit.

 

Denn das Nichts birgt das Sein

und gebiert es zu seiner Stunde.

Und die Leere hütet Vielfalt –

alle, die jemals war, ist und sein wird –

und entlässt sie nach ihrem Ermessen.

Und die Formlosigkeit umgibt eine jedwede Form

in mütterlicher Fürsorge,

damit ja nichts zu Schaden komme.

 

Und alles folget dem inneren Pfad

und kehrt wieder heim,

Eins zu werden mit dem Unnennbaren,

dem Ei, dem Klang, dem Wort,

dem Uranfang.

Heute vermisste ich in den Feldern den Freund.

Ich verzehrte mich nach ihm, doch er kam nicht....

Dann – dann kam er!!!

Er küsste mich mit der Zartheit des Windes -

es war kaum spürbar,

und in dieser Zartheit beglückte er mich.

Ich hörte ihn sagen: „Meine Braut!“

und erwiderte: „Geliebter!“

 

Fleisch, Muskeln und Haut verschwanden mir,

meine Knochen tanzten im Wind,

der Er war.

Nie zuvor erlebte ich etwas derartig Zartes.

Dann hörte der Wind auf zu wehen,

angstvoll fragte ich:

„Geliebter, wo bist du?“,

Und erkannte ihn dann in der Stille.

 

Er war mir nahe in der geliebten Gestalt.

Näher war er mir im zarten Wehen des Windes.

Doch am nächsten kam er mir -

in seiner Stille.

Licht ist das Kind,

das wir Dir gaben

im Vertrauen darauf,

dass Du es hütetest

wie eine Mutter ihr Liebstes.

Wir gaben uns in ihm.

 Erhebe Dich, Du erdgebund'ner Geist

und  breite aus die neugefund'nen Schwingen.

Verlass den Schlamm, der Heimat war und Wärme Dir,

Behagen, Bergung, Erdenheim und häute Dich.

Sei ohne Furcht.

Vollbringen wird das Neue,

nicht Dein alter Leib, nicht der vertraute -

das Neuerwachte, dem vertraue,

das wird tragen nun und hüten Dich

in neuen Sphären.

Leg ab, was immer Kleidung war und Heimat Dir und altvertraut und werde nackt,

so, wie Du kamst, aus Mutters Schoss,

so komm noch einmal:

ohne Wissen von Dir selber,

doch getragen und beschützt,

genährt von einem Himmelsband,

das nun Dich ruft, und lockt.

Fliege heimwärts, hoher Geist,

lang irrtest Du im Fremden,

sprachst fremde Sprachen,

assest fremde Speisen,

übtest fremde Bräuche aus,

nahmst sie zu Deinen.

Entlaste Dich -

kehr heim, wo Muttersprache tönt und klingt,

wo Dir Trank und Speise wird geboten,

nach der Deine Seele lechzt.

Werde endlich, hoher Geist,

der, der Du immer warst,

wenn auch in Schlaf und Traum.

Lass alles hinter Dir,

Flieg hoch in die Gefilden,

in die Dir Sonne scheint

auf Dein Gefieder

und Deine Seele glitzern kann

wie tausend schimmernde Kristalle.

Tief dringt sein Kopf ein in meinen -

es erschauert die Seele.

Fliessend unter meinen Fingern

sein Leib - ich vergehe.

 

Vertraut seit Urzeiten, dieses Vereinen,

wie oft und oft schon gescheh‘n,

gewachsene Liebe, erprobt und gestählt

durch Ketten von Leben.

 

Du bist mein Glück, meine Heimat,

mein Herz und mein Ziel.,

Geliebter aus Ewigkeiten,

zu Dir streb ich hin…….

All-Liebe ist nicht persönlich und nicht unpersönlich.

Sie ist.

Sie ist das Tiefste und Ewige in Allem, das ist.

 

Alles Andere ist Täuschung.

Stille ist nicht die Abwesenheit von Geräuschen.

Stille ist Reglosigkeit.

Mein Weg war schwer

und Lasten beugten mir den Leib.

 

Mein Weg war schwer.

Mühsam zog ich meine Spur

durch Täuschung und Gewalt hindurch

zur Liebe und zur Güte.

 

Mein Weg war schwer.

Gewalt erlernte ich

und Hass von guten Lehrern

aus den dunklen Sphären.

 

Mein Weg war schwer,

ich lernte viel

an Trauer, Qual und Herzeleid.

Jetzt steh ich hier

 

und muss erkennen,

ich selbst litt nie -

ich lernte nur an eignem Leib

was Schicksalskräfte wirken.

 

Mein Weg war schwer,

drum wurd ich sanft getragen.

Wenn ich einst sterbe

und mein Spiegelbild mich fragen wird::

„Was bewirktest Du?

Wozu war Dein Erdenleben gut,

was wolltest

und was davon erreichtest Du?“

Dann werd ich reden,

leis und klar:

„Ich wollt nur lieben

und ein Licht anzünden in dieser dunklen Welt.

Ob es mir glückte,

darüber richte Du.“

 

Wie eine lange Schlange

reihen Kläger sich an Kläger,

und einer nach dem anderen

hält Gericht.

Wen ich verletzt, verachtet,

berichtet frei von

von schlimmen Taten

und Versäumnissen,

und spricht mich schuldig.

 

Sie haben Recht.

Das alles tat ich -

und Tränen reu- und schamvoll

rinnen über mein Gesicht.

 

Dann kommen,

denen ich geholfen einst,

mir zur Verteidigung.

Wer immer Trost erhielt von mir,

ein lichtes Lächeln,

Mut und Hilfe

erzählt davon.

In mir keimt Hoffnung auf.

 

Mein Spiegel fällt den Spruch in Klarheit und besonnen:

„Nicht richten Deine bösen Taten Dich,

noch sprechen frei Dich Deine guten.

Dein Herz alleine urteilt über Dich.

Sieh, dass Du weintest

reuevoll und ehrlich,

und anerkanntest, dass Du fehltest.

Das spricht Dich frei und los.

Nun gehe hin in Frieden.“

Was immer ich seh,

sang der Geliebte.

Was immer ich hör,

er malte Tönlein für Ton.

Klangteppich ist die Schöpfung,

Töne und Klänge

in Farben und Formen gewoben,

Farben und Muster

in Bewegung gebannt,

wie eines hohen Dichters Verse

sich winden empor zu den Himmeln.

Ich fühle kindliche Freude,

ich fühle das zärtliche Spiel

mit sich selber.

Du maltest Dich selbst

hinein in die Welt

aus reiner Freude am Sein.

Heut in den Wäldern traf ich den Liebsten.

Er legte sich, wie einen Mantel, um mich herum.

Ich fühlte mich geliebt, geküsst und umarmt.

Mein Liebster umgibt mich,

seine Aura, tiefes, tiefes Blau,

ist auch die Meine.

Stille ist mein.

 

Ich ging durch die Wälder,

meine Erscheinung veränderte sich:

Fleisch und Haut fielen mir von den Knochen,

ohne Muskeln war mein Skelett.

Rein und Weiss ging ich durch die Wälder:

Kein Fleisch, keine Muskeln, keine Haut -

aber ein Mantel aus tiefen, tiefem Blau

nenne ich mein.

Mein Liebster gab sich selbst in die Knochen.

Licht drang aus den Poren der Knochen,

als ich ging durch die Wälder.

​

Sie hatte ein armes Gesicht und ein reiches,
ein altes und ein junges.
und alle ihre Augen glänzten.

Das arme Gesicht war von durchlittenem Leid vergeistigt;
das reiche Gesicht gütig, wohltätig und teilte reichlich.
Das alte Gesicht strahlte Ruhe aus und inneres Glück,
das Junge war anmutig, lebendig und voller Liebreiz.

Das reiche Gesicht trug Lumpen am Leib,

ihm schlotterten die Glieder vor Kälte und Hunger.
Das junge Gesicht ging gebeugt wie vom Alter, die flachen Brüste versprachen nichts mehr.
Das arme Gesicht war in reiche Gewänder gekleidet

und mit Juwelen behängt:
dem alten Gesicht sprang Lebendigkeit nur so aus den Gliedern,
es hüpfte und tanzte den Göttern zur Freude.

Den Stab mit aus Tränen geborenen Perlen

adelte das arme Gesicht,
den aus Totenköpfen geschnitzten das reiche.
Das alte Gesicht trug nur noch die Hälfte des Schädels,
die aus dem Sumpf geborene Blüte das junge.

So sah ich sie einst, vor uralter Zeit.
Jetzt seh ich sie kaum noch, und wenn, weiss ich nicht wie.
Ich hab ihren Namen verloren in der Vielzahl der Namen
und ihr Gesicht in der Vielzahl andrer Gesichter.

Nur, dass sie schön ist und hold, gütig und mild,
das weiss ich gewiss noch.
Um sie zu finden muss mein eignes Herz ich befragen.

Mein Herz, wo bist du?

Ich liebe jeden einzelnen Menschen,

weil ich fühle,

was sich regt in seinem tiefsten Grund.

​

Ich liebe jedes Tierlein,

weil ich fühle,

was sich regt in seinem tiefsten Grund.

​

Ich liebe jede Blume, jeden Baum, jedes Gras.

Weil ich fühle,

was sich regt in seinem tiefsten Grund.

Das Gericht

​

 

Wenn ich einst sterbe

 

und mein Spiegelbild mich fragen wird:

„Was bewirktest Du?

Wozu war Dein Erdenleben gut,

und was davon erreichtest Du?“

Dann werd ich reden,

leis und klar:

„Ich wollt nur lieben

und ein Licht anzünden in dieser dunklen Welt.

Ob es mir glückte,

darüber richte Du.“


 


 

Wie eine lange Schlange

reihen Kläger sich an Kläger,

und einer nach dem anderen

hält Gericht.

Wen ich verletzt, verachtet,

berichtet frei von

von schlimmen Taten

und Versäumnissen,

und spricht mich schuldig.


 

Sie haben Recht.

Das alles tat ich -

und Tränen reu- und schamvoll

rinnen über mein Gesicht.


 

Dann kommen,

denen ich geholfen einst,

mir zur Verteidigung.

Wer immer Trost erhielt von mir,

ein lichtes Lächeln,

Mut und Hilfe

erzählt davon.

In mir keimt Hoffnung auf.


 

Mein Spiegel fällt den Spruch in Klarheit und besonnen:

„Nicht richten Deine bösen Taten Dich,

noch sprechen frei Dich Deine guten.

Dein Herz alleine urteilt über Dich.

Sieh, dass Du weintest

reuevoll und ehrlich,

und anerkanntest, dass Du fehltest.


 

Das spricht Dich frei und los

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